Wenn Mama und Papa sich trennen, werden manche Kinder traurig, andere verunsichert oder still, und wieder andere wütend. All diese Reaktionen sind verständlich und normal. „Die Trennung der Eltern bringt viel Unsicherheit mit sich, wie es weitergeht – für die Eltern selbst und für die Kinder. Oft sind verständlicherweise auch die Eltern mit der Situation überfordert und Kinder erleben dadurch weniger Halt und Sicherheit“, sagt Elena Passavant von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Aichach-Friedberg, die zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) gehört. Eltern möchten ihre Kinder gut durch eine Trennung begleiten und negative Gefühle abschwächen. Elena Passavant gibt Eltern Tipps zu den häufigsten negativen Gefühlen, die Kinder bei einer Trennung haben:
- Scham: Kindern ist oft nicht bewusst, wie häufig Trennungen vorkommen. Sie denken dann, sie seien die Einzigen, deren Eltern nicht mehr zusammen sind. Sie schämen sich dafür und sprechen es in der Schule oder im Freundeskreis nicht an. Zu merken, dass sie nicht alleine sind, entlastet sie sehr.
- Verlustangst: Viele Kinder fragen sich insgeheim: Verlassen Mama oder Papa mich auch, wenn wir uns streiten? Dieser Verlustangst lässt sich vorbeugen, indem Eltern ihrem Kind klar machen, dass Beziehungen zwischen Erwachsenen manchmal auseinandergehen, aber Eltern-Kind-Beziehungen nicht zerbrechen – auch wenn man sich mal streitet. Eltern sollten ihrem Kind sagen und zeigen, dass sie es genauso lieb haben wie vor der Trennung. All das vermittelt dem Kind Sicherheit und Zuwendung.
- Schuld: Kinder setzen Ereignisse wie auch die Trennung der Eltern mit sich in Beziehung und denken dann, sie hätten etwas falsch gemacht oder sie wären schuld. Versichern Sie deshalb Ihrem Kind, dass die Trennung und Ihre eigenen, damit zusammenhängenden Gefühle nichts mit ihr bzw. ihm zu tun haben, sondern allein in der Verantwortung der Eltern liegen. Das hilft Ihrem Kind, die Situation und Ihr Verhalten als Eltern besser einzuordnen. Reden Sie die Situation nicht schön und erfinden Sie keine Notlügen – die meisten Kinder merken ohnehin, wenn die Gefühle der Eltern nicht zu dem passen, was sie sagen. Vermeiden Sie es aber, Ihr Kind mit eigenen Sorgen zu belasten. Sprechen Sie mit Ihrem Kind nicht ausführlich über finanzielle Probleme, starke negative Gefühle, wie Wut und Hass oder Partnerschaftsprobleme, die aus Ihrer Sicht zur Trennung geführt haben.
- Hilflosigkeit: Die Trennung bringt viel Veränderung für die Kinder, auf die sie selbst keinen Einfluss haben. Daher fühlen sie sich oft hilflos und erleben wenig Selbstwirksamkeit im Alltag. Dagegen hilft, wenn Eltern ihr Kind je nach Alter an kleinen Entscheidungen beteiligen. Wichtig ist, dass beide Eltern den Rahmen stecken und das Kind sich nicht zwischen Mutter und Vater entscheiden muss. Sie können das Kind zum Beispiel mitreden lassen, welches Kuscheltier oder Spielzeug es zum anderen Elternteil mitnehmen möchte. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Kind keine Versprechungen machen, die sie nicht halten können. Falls Sie keine Antwort auf eine Frage haben, antworten Sie lieber ehrlich, dass Sie es selbst nicht wissen. Dann kann sich Ihr Kind auf Sie und Ihre Worte verlassen.
Unterstützung in Ihrer Nähe
In Aichach und Kissing sowie an über 25 weiteren Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die Erziehungs-, Jugend- und Familienberaterinnen und -berater der KJF Augsburg bei allen Fragen rund um Erziehung und Familienalltag unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.
KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Aichach, Schlossplatz 5, 86551 Aichach, Telefon: 08251 204040, E-Mail: eb.aichach@kjf-kjh.de. Mit Außenstelle in Kissing.
Zusätzlich kann die anonyme Onlineberatung unter www.caritas.de/onlineberatung genutzt werden.
Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg
Im Regierungsbezirk Schwaben bietet die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) fast flächendeckend Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungen an. Auch im angrenzenden Bezirk Oberbayern sind die Beraterinnen und Berater im Landkreis Weilheim-Schongau präsent. Aktuell sind die Fachberaterinnen und -berater der KJF Augsburg jährlich mit rund 18.000 Personen im direkten Beratungskontakt.
Besondere Beratungen wie Schreibabyberatung oder „Kinder im Blick“-Kurse für Elternteile in Trennung gehören in zahlreichen Landkreisen zum Angebot – über klassische Erziehungsberatung hinaus. In fünf Landkreisen gibt es explizit eine Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.
Alle Standorte und Ansprechpersonen der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg finden Sie auf der Website der KJF Kinder- und Jugendhilfe.