Auf dem Klettergerüst balanciert ein Kind ohne Probleme über wackelnde Baumstämme. Es weiß, was es kann und vertraut darauf. Ein anderes Kind bleibt auf der sicheren Plattform stehen. In seinem Kopf sind Stimmen laut, die sagen: Du kannst das nicht. Du fällst herunter. Du bist ein Angsthase. „Manche Kinder haben weniger Selbstvertrauen und treten weniger selbstbewusst auf – andere mehr. Das hängt von ihrer Persönlichkeit, den Lebensumständen und Erfahrungen ab und ist überhaupt nicht schlimm“, betont Michael Leicht von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Kempten-Oberallgäu, die wie die Beratungsstellen in Lindau und Lindenberg zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) gehört. Eltern können ihre Kinder dabei unterstützen, Selbstsicherheit aufzubauen und auf ihre Fähigkeiten zu vertrauen.
Familie als Raum des sozialen Lernens
Vom eigenen Können überzeugt sein, seinen Wert als Mensch kennen und selbstsicher auftreten: All das verstehen wir im alltäglichen Sprachgebrauch unter einem guten Selbstbewusstsein. Wer selbstbewusst ist, erlebt dadurch viele Vorteile im Umgang mit anderen Menschen, ist zum Beispiel beliebter und erfolgreicher. „Gute Beziehungserfahrungen geben uns Selbstvertrauen“, sagt Michael Leicht. Er erklärt: „Die Familie ist ein Raum des sozialen Lernens. Werden hier Bedürfnisse beachtet, stärkt das auch die Selbstsicherheit der Kinder.“ Selbstbewusstsein entsteht also ganz natürlich im guten Miteinander. Förderlich ist, wenn Kinder wissen: Sie müssen nicht immer die Besten oder perfekt sein, sondern sind wertvoll, so wie sie sind.
So können Eltern Selbstbewusstsein fördern:
- Realistisch spiegeln: Eltern können ihren Kindern dabei helfen, ihre Stärken und Schwächen realistisch einzuschätzen. Für ein gutes Selbstbewusstsein sollten Kinder nicht zu sehr von sich überzeugt sein, sodass sie sich überschätzen und zwangsläufig enttäuscht werden. Gleichzeitig sollten sie auch nicht zu wenig an sich und ihre Fähigkeiten glauben. Spiegeln Eltern ihren Kindern realistisch wider, was sie gut und weniger gut können, erleben Kinder Erfolge und Misserfolge in ausgewogenem Maße und entwickeln eher ein gesundes Selbstbewusstsein.
- Wahrnehmung anbieten: Eltern neigen dazu, stetig zu bewerten, was ihre Kinder tun – etwa durch Lob oder Kritik. Das passiert meist ganz automatisch. Besser ist es, dem Kind wertfreie Wahrnehmungen anzubieten. Statt „Toll, dass du den Turm so hoch stapeln kannst“ geht auch „Ich merke, dass du dich lange mit Bauklötzen beschäftigst“. Zu viel Lob erschwert es Kindern, einzuschätzen, worin sie objektiv betrachtet gut sind. Zu viel Kritik stärkt dagegen die Stimme im Kopf, die sagt, das Kind könne etwas eh nicht oder sei nicht gut genug.
- Vielfalt erfahren lassen: Haben Kinder die Möglichkeit, sich in vielen verschiedenen Dingen auszuprobieren, können sie sich selbst gut kennenlernen und Stärken entdecken. Es ist schön, wenn sie im Laufe der Kindheit verschiedenen Hobbies nachgehen und ihre Freizeit vielfältig gestalten können. Eltern sollten dabei aber im Blick behalten, dass die Kinder nicht überlastet sind und von Hobby zu Hobby hetzen.
Unterstützung in Ihrer Nähe
In Lindau und Lindenberg sowie an über 25 Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die Erziehungs-, Jugend- und Familienberaterinnen und -berater der KJF Augsburg bei allen Fragen rund um Erziehung und Familienalltag unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.
KJF Soziale Angebote Allgäu
Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Lindau
Sekretariat am Standort Lindau: Ludwig-Kick-Straße 19 a, 88131 Lindau, Telefon: 08382 4190, E-Mail: eb.lindau@kjf-kjh.de
Zusätzlich kann die anonyme Onlineberatung unter www.caritas.de/onlineberatung genutzt werden.
Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg
Im Regierungsbezirk Schwaben bietet die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) fast flächendeckend Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungen an. Auch im angrenzenden Bezirk Oberbayern sind die Beraterinnen und Berater im Landkreis Weilheim-Schongau präsent. Aktuell sind die Fachberaterinnen und -berater der KJF Augsburg jährlich mit rund 18.000 Personen im direkten Beratungskontakt.
Besondere Beratungen wie Schreibabyberatung oder „Kinder im Blick“-Kurse für Elternteile in Trennung gehören in zahlreichen Landkreisen zum Angebot – über klassische Erziehungsberatung hinaus. In fünf Landkreisen gibt es explizit eine Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.
Alle Standorte und Ansprechpersonen der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg finden Sie auf der Website der KJF Kinder- und Jugendhilfe.