Manche Babys schreien sehr viel, zum Beispiel über mehrere Stunden hinweg und an mehreren Tagen der Woche. Für Eltern kann exzessives Schreien sehr herausfordernd sein. Sie versuchen alles, um das schreiende Kind zu beruhigen: sie wippen, singen, geben Spielzeuge. Oft wirken diese Ablenkungen aber nur kurz. Wenn Eltern die Hintergründe des Schreiens verstehen, können sie ihr Kind nachhaltiger beruhigen und Schreiphasen sogar vorbeugen. „Aktuell erreichen uns viele Anfragen von belasteten Eltern, deren Babys sehr viel schreien“, sagt Michael Leicht von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Kempten und Sonthofen. „Wir bieten schnell und zeitnah Hilfe. Für die massiv belasteten Eltern ist das sehr wichtig. “
Um organische Ursachen ausschließen zu können, sollten Eltern exzessives Schreien ärztlich abklären lassen. Häufig begründet sich das Schreien jedoch darin, dass es den Kindern noch schwerfällt, sich selbst zu regulieren. Michael Leicht erklärt: „Die Körperfunktionen von Neugeborenen und Säuglingen müssen sich erst noch anpassen. Zusätzlich müssen die Kleinen viele neue Reize wie Licht und Geräusche verarbeiten.“ Babys gehen mit diesen vielen Aufgaben um, indem sie sich selbst regulieren, also beruhigen. So ziehen sie beispielsweise ihre Füße an den Körper, nuckeln an den Händchen oder wenden sich vom Reiz ab. Fällt die Selbstregulation aber noch schwer, sind Säuglinge schnell überfordert und brauchen die Unterstützung der Eltern. Diese fordern sie meist lautstark ein. Michael Leicht rät in diesem Fall: „Ihr Baby braucht viel Ruhe. Und: Klare Routinen und Abläufe können Sicherheit bieten und die Selbstregulation des Kindes unterstützen.“
So können Eltern die Selbstregulation unterstützen:
- Äußere Reize minimieren: Sind Babys überfordert und äußern das durch Schreien, sollten Eltern neue, zusätzliche Reize vermeiden und stattdessen eine möglichst ruhige Umgebung schaffen. Sie können zum Beispiel den Raum abdunkeln, Spielsachen und Reizgegenstände, wie ein Mobile, aus der Sichtweite räumen sowie unbedingt Fernseher und Radio ausstellen. Kinder, die von Reizen überfordert sind, schreien häufig besonders viel in den Abendstunden.
- Nähe bieten: Geruch und Wärme von Mutter und Vater sind dem Baby vertraut und bedeuten Sicherheit. Eltern können ihr Kind während der Schreiphasen beispielsweise auf dem Arm halten, um diese Geborgenheit zu schaffen. Sie sollten dabei aber unbedingt darauf achten, wie es ihnen selbst geht. Wird die Situation akut zu viel und kommen die Eltern an ihre emotionalen Grenzen, legen sie ihr Kind besser sicher ab, zum Beispiel ins Bettchen, und geben sich die Möglichkeit, kurz durchzuatmen.
- Klare Strukturen vorgeben: Auf Babys hat es einen sehr beruhigenden Effekt, wenn sie wissen, was als Nächstes passiert. Es hilft, wenn Eltern Routinen etablieren und einen festen Tagesrhythmus vorgeben. Zum Beispiel: ein klarer Ablauf beim Wickeln oder Spazierengehen immer zu gleichen Tageszeiten.
Individuelle Hilfe vor Ort
In Kempten und Sonthofen können sich Eltern für weitere Tipps und Hilfestellungen an Michael Leicht sowie Elisabeth Henle und Kirsten Klockhaus von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Kempten und Sonthofen wenden. Die Expert*innen zeigen Eltern zum Beispiel, wie sie Schreien vorbeugen können, indem sie kleine, feine Signale der Babys erkennen und interpretieren.
Kontakt: KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Kempten, Linggstraße 4, 87435 Kempten, Telefon 0831 522320, E-Mail eb.kempten@kjf-kjh.de,
KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Sonthofen, Bismarckstr. 5, 87527 Sonthofen, Telefon 08321 5055, E-Mail eb.sonthofen@kjf-kjh.de,
www.kjf-kinder-jugendhilfe.de/erziehungsberatung
Zusätzlich kann auch die anonyme Onlineberatung unter bke-beratung.de genutzt werden.
Info: An über 25 Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die KJF Erziehungsberater*innen bei allen Fragen und Sorgen rund um Erziehung und Familienleben unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.