Wenn Eltern sich trennen, ist das eine enorm herausfordernde Situation für die ganze Familie. Eltern sehen sich mit ihren eigenen Gefühlen, Ängsten und Sorgen konfrontiert. Gleichzeitig bricht für Kinder ihre bisherige Basis weg. Doch Eltern können sehr viel tun, damit sie auch nach einer Trennung ein gutes Team in der Erziehung ihrer gemeinsamen Kinder bleiben.
„Ein großer Schritt ist es für die ehemaligen Partnerinnen und Partner, den Rollenwechsel vom Liebespaar zum Arbeitsteam als Eltern zu schaffen, damit sie künftig im Sinne der Kinder zusammen entscheiden können“, sagt Elisabeth Frank-Keller von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung. Damit das gelingen kann, brauche es klare Absprachen und Regelungen sowie verlässliche Elternteile, die sich an Vereinbarungen halten, so Elisabeth Frank-Keller.
Bei sich selbst ansetzen
Die KJF Erziehungsberaterin hat einen tröstenden Rat für alle ehemaligen Partner*innen, denen die Teamarbeit noch schwerfällt: „Wenn einer sich verändert, verändert sich automatisch das ganze System. Es reicht also durchaus, wenn ich selbst den ersten Schritt gehe und nicht warte, bis der andere meine Erwartungen erfüllt. Es ist nie zu spät, sich auf den Weg zu machen. Auch Jahre nach einer Scheidung kann man daran arbeiten, das Verhältnis zur ehemaligen Partnerin oder zum ehemaligen Partner zu verbessern.“
Es kann hilfreich sein, sich in dieser anstrengenden und häufig hoch emotionalen Phase einer Trennung Unterstützung von außen zu holen, zum Beispiel bei den Expert*innen der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung. „Wir bieten neben Einzel- oder Paargesprächen auch den Kurs ‚Kinder im Blick‘ an, der speziell für Erwachsene konzipiert wurde, die sich von ihrem Partner oder ihrer Partnerin trennen oder bereits getrennt haben“, erklärt Elisabeth Frank-Keller. „In diesem Kurs lernen die Teilnehmenden zum Beispiel ganz konkret, eigene Gefühle wahrzunehmen und zu regulieren sowie welche Gedanken hilfreich und welche eher stressfördernd sind. Natürlich ist vor allem auch Inhalt des Kurses, wie sie die Kinder gut durch die Trennung begleiten können.“
Tipps der KJF Erziehungsberater*innen: Was bei einer Trennung für die Kinder wichtig ist
Achtsam kommunizieren: Teilen Sie den Kindern möglichst konkret und dem Alter entsprechend mit, was unverändert für sie bleibt und was sich ändert. Etwa: „Mama und Papa kümmern sich weiterhin beide um dich und haben dich beide lieb.“ Wichtig ist zudem, auszusprechen, dass die Kinder natürlich beide Elternteile lieben dürfen.
Kinder entlasten: Kinder bis etwa zum Grundschulalter beziehen vieles, was um sie herum passiert, auf sich. Das bedeutet, sie könnten glauben, schuld an der Trennung der Eltern zu sein. Darum sollten Eltern ihnen erklären, dass diese nichts mit dem Kind zu tun hat, sondern allein in der Verantwortung der Eltern liegt. Ebenfalls wichtig für den Nachwuchs ist, dass beide Eltern signalisieren: „Ich weiß dich in guten Händen, wenn du bei Mama oder Papa bist, und mir geht es währenddessen gut." So braucht sich das Kind nicht um seine Eltern zu sorgen und erhält die Erlaubnis, dass es ihm auch beim anderen Elternteil gut gehen darf.
Emotionen auffangen: Die Trennungsphase ist für die Erwachsenen und ebenso für die Kinder eine Zeit vieler Emotionen. Das ist völlig normal und für die Verarbeitung notwendig. Darum ist es wichtig, dass der Nachwuchs mit seinen Emotionen aufgefangen und durch Wut, Trauer und Ängste begleitet wird. Eltern sollten solche Gefühle ernst nehmen, diese den Kindern zugestehen und versuchen, ihre eigenen Gefühle nicht mit denen des Kindes zu verwechseln.
Wünsche berücksichtigen: Kinder sollten mit ihren Wünschen und Bedürfnissen von ihren Eltern unbedingt altersgerecht gehört werden. Vor allem Jugendliche wollen und sollten bei Entscheidungen, die sie betreffen, in einem stärkeren Maße miteinbezogen werden als jüngere Kinder. Für die Kleineren ist es wichtig, dass Eltern möglichst klare Entscheidungen treffen und damit den Nachwuchs von Verantwortungen entlasten, die sie nicht übernehmen können und sollten.
Beziehung pflegen: Es ist nicht immer der zeitliche Umfang entscheidend dafür, ob man als Elternteil in einem guten Kontakt mit seinem Kind ist und bleibt. Es kommt darauf an, dass die gemeinsame Zeit gut gestaltet wird. So kann auch ein Elternteil eine gute Beziehung zu den Kindern pflegen, der sie nach einer Trennung nur selten, beispielsweise in den Schulferien, sehen kann. Wichtig ist, dass während der gemeinsamen Zeit, die Kinder in ihren Emotionen aufgefangen werden, ihnen Aufmerksamkeit geschenkt wird und sie mitentscheiden können.
Perspektive wechseln: Bei einer innerlichen Versöhnung mit der*dem ehemaligen Partner*in und den eigenen Gefühlen kann es helfen, sich klarzumachen, dass Kinder immer Anteile beider Elternteile in sich tragen. Damit ein Kind gesund und stark aufwachsen kann, müssen alle seine Persönlichkeitsaspekte ausgelebt und geschätzt werden. Schon allein aus Liebe zu den gemeinsamen Kindern wäre es also ein lohnenswertes Ziel, das andere Elternteil für dessen Anteil am Nachwuchs und für dessen Elternrolle zu schätzen.
Info: An über 25 Orten in Schwaben, im Allgäu und im Oberland helfen die KJF Erziehungsberaterinnen und -berater bei allen Fragen und Sorgen rund um Erziehung und Familienleben unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht. Der Kurs „Kinder im Blick“ wird in regelmäßigen Abständen von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung angeboten. In diesem Kurs lernen die Teilnehmenden das Handwerkszeug, um mit unterschiedlichen Situationen im Zusammenhang mit einer Trennung zurechtzukommen – zum Beispiel wie sie mit ihrem Kind ins Gespräch kommen können, um herauszufinden, was es belastet. Außerdem lernen die Teilnehmenden, wie sie mit dem anderen Elternteil und sich selbst besser umgehen können. Durch den Austausch mit anderen Eltern ergeben sich neue Sichtweisen und Haltungen. Es nimmt immer nur ein Elternteil am Kurs teil.
Alle Standorte und Ansprechpartner der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung finden Sie auf der Website der KJF Kinder- und Jugendhilfe.