Wenn Babys viel schreien

KJF Erziehungsberaterinnen geben Tipps, wie Eltern ihr Kind bei der Selbstregulation unterstützen können.
Damit Familien wieder zur Ruhe finden können: Eine reizarme Umgebung und viel Geborgenheit können helfen, wenn Babys exzessiv schreien. Foto: KJF Augsburg / Carolin Jacklin
27. Februar 2023

Manche Babys schreien sehr viel, zum Beispiel über mehrere Stunden hinweg und an mehreren Tagen der Woche. Für Eltern kann exzessives Schreien sehr herausfordernd und belastend sein. Sie versuchen alles, um das schreiende Kind zu beruhigen: sie wippen, singen, geben Spielzeuge. Oft wirken diese Ablenkungen aber nur kurz. „Für Eltern wird das Schreien ihres Kindes dann belastend, wenn sie den Säugling nicht beruhigen können und sie keinen Grund für das Schreien erkennen können“, sagt Elisabeth Frank-Keller von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Marktoberdorf und Füssen. Martina Kokorsch von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Kaufbeuren ergänzt: „Wenn Eltern die Hintergründe des Schreiens verstehen, klappt das Beruhigen meist besser. Oft können Mütter und Väter Schreiphasen sogar vorbeugen.“

Um organische Ursachen ausschließen zu können, sollten Eltern exzessives Schreien ärztlich abklären lassen. Häufig begründet sich das Schreien jedoch darin, dass es den Kindern noch schwerfällt, sich selbst zu regulieren. Neugeborene und Säuglinge haben nach der Geburt nämlich einige Aufgaben zu bewältigen: Ihre Körperfunktionen müssen sich anpassen und viele neue Reize wie Licht und Geräusche prasseln auf sie ein. Babys verarbeiten all dies, indem sie sich selbst regulieren, also beruhigen. So ziehen sie beispielsweise ihre Füße an den Körper, nuckeln an den Händchen oder wenden sich vom Reiz ab. Fällt die Selbstregulation aber noch schwer, sind Säuglinge schnell überfordert und brauchen die Unterstützung der Eltern. Diese fordern sie meist lautstark ein.

„Bieten Sie Ihrem Baby in diesem Fall viel Ruhe sowie Sicherheit durch Routinen und versuchen Sie, sich selbst zu entspannen – trotzdem“, rät Elisabeth Frank-Keller. Martina Kokorsch hat folgenden Tipp für Eltern: „Hilfe anzunehmen und neben den Bedürfnissen des Kindes auch die eigene Entlastung im Blick zu behalten, ist wichtig. Die eigene Gelassenheit kommt auch dem Säugling zugute.“

So können Eltern die Selbstregulation unterstützen:

  • Äußere Reize minimieren: Sind Babys überfordert und äußern das durch Schreien, sollten Eltern neue, zusätzliche Reize vermeiden und stattdessen eine möglichst ruhige Umgebung schaffen. Sie können zum Beispiel den Raum abdunkeln, Spielsachen und Reizgegenstände, wie ein Mobile, aus der Sichtweite räumen sowie unbedingt Fernseher und Radio ausstellen. Kinder, die von Reizen überfordert sind, schreien häufig besonders viel in den Abendstunden.
  • Nähe bieten: Geruch und Wärme von Mutter und Vater sind dem Baby vertraut und bedeuten Sicherheit. Eltern können ihr Kind während der Schreiphasen beispielsweise auf dem Arm halten, um diese Geborgenheit zu schaffen. Sie sollten dabei aber unbedingt darauf achten, wie es ihnen selbst geht. Wird die Situation akut zu viel und kommen die Eltern an ihre emotionalen Grenzen, legen sie ihr Kind besser sicher ab, zum Beispiel ins Bettchen, und geben sich die Möglichkeit, kurz durchzuatmen.
  • Klare Strukturen vorgeben: Auf Babys hat es einen sehr beruhigenden Effekt, wenn sie wissen, was als Nächstes passiert. Es hilft, wenn Eltern Routinen etablieren und einen festen Tagesrhythmus vorgeben. Zum Beispiel: ein klarer Ablauf beim Wickeln oder Spazierengehen immer zu gleichen Tageszeiten.

Individuelle Hilfe vor Ort
In Kaufbeuren und Buchloe können sich Eltern für weitere Tipps und Hilfestellungen an Martina Kokorsch und ihr Team von der KJF Kinder- und Jugendhilfe Kaufbeuren-Ostallgäu wenden. In Marktoberdorf bzw. Füssen helfen Elisabeth Frank-Keller und ihr Team von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Marktoberdorf bzw. Füssen weiter. Die Expert*innen zeigen Eltern zum Beispiel, wie sie Schreien vorbeugen können, indem sie kleine, feine Signale der Babys erkennen und interpretieren.

Kontakt:
KJF Kinder- und Jugendhilfe Kaufbeuren-Ostallgäu, Baumgarten 18, 87600 Kaufbeuren, Telefon 08341 90240, E-Mail eb.kaufbeuren@kjf-kjh.de. Mit Außenstelle in Buchloe.

KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Marktoberdorf, Meichelbeckstraße 7, 87616 Marktoberdorf, Telefon 08342 98134, E-Mail eb.marktoberdorf@kjf-kjh.de

KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Füssen, Feistlestraße 8, 87629 Füssen, Telefon 08362 38424, E-Mail eb.fuessen@kjf-kjh.de

Zusätzlich kann auch die anonyme Onlineberatung unter www.caritas.de/onlineberatung genutzt werden.

Info: An über 25 Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die KJF Erziehungsberater*innen bei allen Fragen und Sorgen rund um Erziehung und Familienleben unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.