Die Arbeit mit psychisch erkrankten Eltern ist eine wichtige Komponente im Rahmen des Elternbildungsprogramms vom Deutschen Kinderschutzbund Landesverband Bayern e. V.(DKSB Bayern). Die beiden KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstellen Kaufbeuren-Ostallgäu und Ostallgäu bieten deshalb zweimal jährlich Kurse zum Thema „Starke Eltern – Starke Kinder“ an.
Im Arbeitskreis für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil (Ki.Ps.E) für den Landkreis Ostallgäu und die Stadt Kaufbeuren wurde das Thema „Elternkurs“ schon 2018 am Bezirkskrankenhaus (BKH) Kaufbeuren angeregt. Die Kooperation zwischen dem Sozialdienst am BKH und den zwei KJF Beratungsstellen machen dieses Angebot möglich. Begleitet werden die Kurse durch die Fachberater Mattias Fischer (Füssen) und Michael Hartwig (Kaufbeuren) sowie Doris Singer-Schollenberg vom Sozialdienst am BKH Kaufbeuren. „Wenn ich mir Hilfe hole, dann bin ich ja ein gutes Vorbild für meine Kinder. Wenn Eltern mit einer psychischen Erkrankung diese Einsicht gewinnen, dann entlastet es einerseits die Kursteilnehmer*innen selbst und motiviert auch mich“, sagt Kursleiter Mattias Fischer, Fachberater der Erziehungsberatung.
Hilfsangebot nach individiuellen Bedürfnissen
Der Elternkurs richtet sich an alle Patient*innen im stationären und ambulanten Setting. Das fortlaufende und offene Gruppenangebot läuft über zehn Termine und findet zwei Mal im Jahr statt. Die beiden KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungsstellen wechseln sich hierbei ab. Ein Einstieg in die Gruppe ist fortlaufend möglich.
Eltern mit psychischer Erkrankung sollen verstärkt in ihrer Elternschaft wahrgenommen werden. Sie erfahren ein auf ihre spezifische Situation angepasstes Hilfsangebot. Dieses soll einerseits die Eltern stärken und andererseits die Kinder schützen. „Die Bedürfnisse meiner Kinder hatte ich bisher gar nicht so im Blick. Ich bin ja so mit mir selbst beschäftigt.“ Solche Äußerungen bestärken Michael Hartwig darin, diesen Kurs weiter am BKH anzubieten. Der Blick auf die Kinder ist gerade auch in der Situation einer Familie mit einem erkrankten Elternteil enorm wichtig.
Reflexion des Erziehungsverhaltens
Angesprochen sind alle Patient*innen, die minderjährige Kinder haben. Der Elternkurs basiert auf dem vom DKSB entwickelten Konzept „Starke Eltern – Starke Kinder“. Im Wechsel von Input, Gruppenarbeit und Erfahrungsaustausch hat der Kurs das Ziel, eigenes Erziehungsverhalten und Erziehungswerte zu reflektieren, die Kommunikationsfähigkeit und Problemlösefähigkeit zu stärken, das Selbstvertrauen zu steigern und nicht zuletzt Freude an der Elternschaft zu vermitteln
Inhaltlich werden folgende Themen bearbeitet:
1. Einheit: Erziehungsziele/ Werte
2. Einheit: Vorbild
3. Einheit: seelische Grundbedürfnisse
4. Einheit: Ich-Botschaft
5. Einheit: Kindern Grenzen setzen
6. Einheit: Konsequenz statt Strafe
7. Einheit: Wut der Kinder
8. Einheit: Umgang mit Problemen/ Konfliktlösung
9. Einheit: Einfühlsames Zuhören
10. Einheit: Feedback und Anerkennung
Jeder einzelne Elternkurs endet mit einer Abschlussrunde, bei dem die Teilnehmenden mitteilen, was sie aus dem jeweiligen Elternkurs für sich mitnehmen. Dazu wählen die Teilnehmenden einen für sich zutreffenden Befindlichkeitssmiley aus und geben den Kursleitenden damit eine wichtige Rückmeldung. Die Eltern signalisierten bildlich, dass sie sich durch den Kurs überwiegend gestärkt fühlten. „Einige Eltern erleben im Kurs Entlastung sowie die Bestärkung an ihren Kindern dranzubleiben. Andere werden sehr nachdenklich und nehmen erstmals bewusst die Bedürfnisse ihrer Kinder in den Blick“, erklärt Fachberater und Kursleiter Michael Hartwig.