Auf dem Klettergerüst balanciert ein Kind ohne Probleme über wackelnde Baumstämme. Es weiß, was es kann und vertraut darauf. Ein anderes Kind bleibt auf der sicheren Plattform stehen. In seinem Kopf sind Stimmen laut, die sagen: Du kannst das nicht. Du fällst herunter. Du bist ein Angsthase. Manche Kinder treten weniger selbstbewusst auf – andere mehr. Das hängt von ihrer Persönlichkeit, den Lebensumständen und Erfahrungen ab und ist überhaupt nicht schlimm, weiß Elisabeth Frank-Keller von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Ostallgäu der KJF Soziale Angebote Ostallgäu-Oberland, die zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) gehört.
Vom eigenen Können überzeugt sein, seinen Wert als Mensch kennen und selbstsicher auftreten: All das verstehen wir im alltäglichen Sprachgebrauch unter einem guten Selbstbewusstsein. Selbstbewusstsein entsteht ganz natürlich im guten Miteinander, zum Beispiel durch gute Beziehungserfahrungen und das Beachten von Bedürfnissen in der Familie – wie das Bedürfnis nach Sicherheit durch Aufmerksamkeit und Körperkontakt oder nach Selbstbestimmung durch Möglichkeiten zur eigenen Entscheidung oder nach Ruhe beziehungsweise Gesellschaft. „Die Kinder im Blick zu haben, ihre Gefühle anzusprechen und bei der Bewältigung zur Seite zu stehen, unterstützt sie dabei, Selbstsicherheit aufzubauen“, sagt Martina Kokorsch von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Kaufbeuren-Ostallgäu der KJF Soziale Angebote Ostallgäu-Oberland. „Kinder, die in einer wohlwollenden Atmosphäre aufgewachsenen sind, die gelernt haben, mit Wut und Traurigkeit umzugehen, werden auch anderen Menschen mitfühlender begegnen.“
Eltern können ihre Kinder dabei unterstützen, Selbstsicherheit aufzubauen und auf ihre Fähigkeiten zu vertrauen. „Ich kann selbstsicher werden, wenn mein Tun und mein Erleben weniger bewertet als eher beschrieben werden und wenn sich meine Eltern mit mir über mein Handeln freuen. Andernfalls werde ich ein Mensch sein, der an sich, seinen Entscheidungen und Fähigkeiten zweifelt“, beschreibt Elisabeth Frank-Keller die Sicht von Kindern. „Eltern können in der Spielplatzsituation reagieren, indem sie sagen ‚Wow, bist du hoch geklettert‘ oder auch ‚Tja, da hast du dich vorsichtig verhalten‘ – und mit beiden Aussagen können Kinder sich in ihrem Verhalten angenommen und unbewertet fühlen.“
So können Eltern Selbstbewusstsein fördern:
- Realistisch spiegeln: Eltern können ihren Kindern dabei helfen, ihre Stärken und Schwächen realistisch einzuschätzen. Für ein gutes Selbstbewusstsein sollten Kinder nicht zu sehr von sich überzeugt sein, sodass sie sich überschätzen und zwangsläufig enttäuscht werden. Gleichzeitig sollten sie auch nicht zu wenig an sich und ihre Fähigkeiten glauben. Spiegeln Eltern ihren Kindern realistisch wider, was sie gut und weniger gut können, erleben Kinder Erfolge und Misserfolge in ausgewogenem Maße und entwickeln eher ein gesundes Selbstbewusstsein.
- Wahrnehmung anbieten: Eltern neigen dazu, stetig zu bewerten, was ihre Kinder tun – etwa durch Lob oder Kritik. Das passiert meist ganz automatisch. Besser ist es, dem Kind wertfreie Wahrnehmungen anzubieten. Statt „Toll, dass du den Turm so hoch stapeln kannst“ geht auch „Ich merke, dass du dich lange mit Bauklötzen beschäftigst“. Zu viel Lob erschwert es Kindern, einzuschätzen, worin sie objektiv betrachtet gut sind. Zu viel Kritik stärkt dagegen die Stimme im Kopf, die sagt, das Kind könne etwas eh nicht oder sei nicht gut genug.
- Vielfalt erfahren lassen: Haben Kinder die Möglichkeit, sich in vielen verschiedenen Dingen auszuprobieren, können sie sich selbst gut kennenlernen und Stärken entdecken. Es ist schön, wenn sie im Laufe der Kindheit verschiedenen Hobbies nachgehen und ihre Freizeit vielfältig gestalten können. Eltern sollten dabei aber im Blick behalten, dass die Kinder nicht überlastet sind und von Hobby zu Hobby hetzen.
Unterstützung in Ihrer Nähe
In Füssen und Marktoberdorf sowie an über 25 Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die Erziehungs-, Jugend- und Familienberaterinnen und -berater der KJF Augsburg bei allen Fragen rund um Erziehung und Familienalltag unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.
KJF Soziale Angebote Ostallgäu-Oberland
Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Ostallgäu
Standort Füssen: Feistlestraße 8, 87629 Füssen, Telefon: 08362 38424, E-Mail: eb.fuessen@kjf-kjh.de
Standort Marktoberdorf: Meichelbeckstraße 7, 87616 Marktoberdorf, Telefon: 08342 98134, E-Mail: eb.marktoberdorf@kjf-kjh.de
Zusätzlich kann auch die anonyme Onlineberatung unter www.caritas.de/onlineberatung genutzt werden.
KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Kaufbeuren-Ostallgäu
Baumgarten 18, 87600 Kaufbeuren, Telefon: 08341 90240, E-Mail: eb.kaufbeuren@kjf-kjh.de. Mit Außenstelle in Buchloe.
Zusätzlich kann die anonyme Onlineberatung unter www.caritas.de/onlineberatung genutzt werden.
Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg
Im Regierungsbezirk Schwaben bietet die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) fast flächendeckend Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungen an. Auch im angrenzenden Bezirk Oberbayern sind die Beraterinnen und Berater im Landkreis Weilheim-Schongau präsent. Aktuell sind die Fachberaterinnen und -berater der KJF Augsburg jährlich mit rund 18.000 Personen im direkten Beratungskontakt.
Besondere Beratungen wie Schreibabyberatung oder „Kinder im Blick“-Kurse für Elternteile in Trennung gehören in zahlreichen Landkreisen zum Angebot – über klassische Erziehungsberatung hinaus. In fünf Landkreisen gibt es explizit eine Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.
Alle Standorte und Ansprechpersonen der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg finden Sie auf der Website der KJF Kinder- und Jugendhilfe.