Die Unterlippe fängt an zu beben, das kleine Gesicht verzieht sich und schon kullern große Tränen über die Wangen: Eltern können oft regelrecht beobachten, wie eine Emotion ihr Kind überwältigt. Im Lauf der Kindheit lernen Mädchen und Jungen, ihre Gefühle zu verstehen, sie zu benennen, mit ihnen umzugehen und auch die Emotionen anderer zu interpretieren. Diese emotionale Kompetenz hilft ihnen ihr ganzes Leben lang. Eltern nehmen eine wichtige Vorbildfunktion ein und können bei der Entwicklung dieser Fähigkeiten unterstützen sowie anleiten. „Es hilft, wenn Eltern Gefühle benennen, die sie bei ihrem Kind wahrnehmen, egal ob positive oder negative“, sagt Martina Kokorsch von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Kaufbeuren. „Ein Familienklima, in dem auch heftige und negative Gefühle geäußert werden dürfen, ist für die Entwicklung emotionaler Kompetenz günstig“, so die KJF Erziehungsberaterin. Das heiße aber nicht, dass alle Handlungen erlaubt seien, wie zum Beispiel aus Wut das Geschwisterkind zu ärgern. „Indem in der Familie offen über Gefühle gesprochen wird, kann das Kind diese einordnen und einen angemessenen Umgang mit ihnen lernen. Je nach Alter des Kindes können Eltern Bilderbücher zur Hilfe nehmen, um ein Gespräch über Gefühle zu beginnen“, sagt Martina Kokorsch. „Das Vorlesen eines Bilderbuchs bietet gute Gelegenheiten, über das zu sprechen, was der Bär, die Kuh oder das Kind in der Geschichte im Innern erlebt. Dabei lernen Kinder, Gefühle zu verstehen“, ergänzt Elisabeth Frank-Keller von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Ostallgäu.
Emotionale Kompetenz hilft dabei, sich gut im sozialen Rahmen bewegen zu können und beeinflusst auch unsere Beziehungsfähigkeit. Wer emotionale Kompetenz besitzt, kann engere und stabilere Bindungen eingehen und hat ein gutes Gespür für soziale Situationen. Außerdem können die eigenen Bedürfnisse besser wahrgenommen und Gefühle sozial angemessen gesteuert werden. All das bringt Vorteile im Umgang mit anderen – ob im familiären, freundschaftlichen oder beruflichen Umfeld.
So können Eltern die emotionale Kompetenz von Kindern stärken:
- Gutes Vorbild sein: Eltern sind Vorbilder, an deren Umgang mit Emotionen sich ein Kind orientiert. Über sie – sowie über andere Bezugspersonen und Gleichaltrige – lernt das Kind, wie Gefühle zu bewerten sind und wie man auf sie reagiert. Gut ist es, wenn Eltern vermitteln, dass alle Gefühle ihre Daseinsberechtigung haben und ernst genommen werden sollten.
- Über Gefühle sprechen: Indem Eltern mit ihrem Kind über Emotionen sprechen, helfen sie ihr oder ihm dabei, diese zu deuten und einzuordnen. Eltern können dafür eigene Gefühle beschreiben, die Emotionen des Kindes erklären und gemeinsam mit dem Kind über Gefühle anderer sprechen. Dafür können sie Alltagssituationen nutzen. Möchte ein Kind einmal nicht über eigene Gefühle oder die von anderen sprechen, ist das auch okay. Hier sollten Eltern sensibel reagieren und nichts erzwingen. Emotionale Kompetenz entwickelt sich über einen langen Zeitraum – sie steht und fällt nicht mit einzelnen Situationen.
- Nicht von Gefühlen anstecken lassen: Es passiert schnell, dass Eltern die Emotionen ihrer Kinder aufsaugen. Sie werden dann zum Beispiel selbst wütend, wenn das Kind wütend ist, etwa weil sie die Situation als Aggression ihnen gegenüber interpretieren. Eltern sollten in emotionsgeladenen Situationen stattdessen bestmöglich versuchen, einen Schritt zurückzutreten und auf das Bedürfnis, das die Ursache der Emotion des Kindes ist, schauen. So können sie reflektierter darauf reagieren.
Info: An über 25 Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die KJF Erziehungsberater*innen bei allen Fragen rund um Erziehung und Familienalltag unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht. In Kaufbeuren und Buchloe können sich Familien an Martina Kokorsch und ihr Team von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Kaufbeuren wenden.
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