Eltern, lasst das Werten sein!

Sabine Grau und Artur Geis über das Selbstbewusstsein von Kindern
(Symbolbild) Zum Beispiel auf dem Spielplatz zeigt sich: Manche Kinder sind selbstbewusster, andere weniger. Beides ist okay, betonen die KJF Erziehungsberaterinnen und -berater. Foto: KJF Augsburg / Carolin Jacklin
12. Juni 2024

Auf dem Klettergerüst balanciert ein Kind ohne Probleme über wackelnde Baumstämme. Es weiß, was es kann und vertraut darauf. Ein anderes Kind bleibt auf der sicheren Plattform stehen. In seinem Kopf sind Stimmen laut, die sagen: Du kannst das nicht. Du fällst herunter. Du bist ein Angsthase. Manche Kinder treten weniger selbstbewusst auf – andere mehr. Das hängt von ihrer Persönlichkeit, den Lebensumständen und Erfahrungen ab und ist überhaupt nicht schlimm, weiß Artur Geis von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Günzburg der KJF Soziale Angebote Nordschwaben, die zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) gehört.

Stressresilienz durch Selbstbewusstsein
Vom eigenen Können überzeugt sein, seinen Wert als Mensch kennen und selbstsicher auftreten: All das verstehen wir im alltäglichen Sprachgebrauch unter einem guten Selbstbewusstsein. Dieses entsteht ganz natürlich im guten Miteinander, zum Beispiel durch positive Beziehungserfahrungen und das Beachten von Bedürfnissen in der Familie. „Selbstvertrauen und ein gutes Selbstwertgefühl sind grundlegende Bausteine für ein gesundes Selbstbewusstsein“, so Sabine Grau von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Neu-Ulm der KJF Soziale Angebote Nordschwaben, die zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) gehört. „Im Prinzip bedeutet Selbstbewusstsein also nichts anderes, als sich über sich selbst bewusst sein – was kann ich, was kann ich nicht, worin liegen meine Stärken und wo darf ich auch Schwächen haben.“

Aber was bringt es Kindern, selbstbewusst zu sein? „Selbstbewusstsein ist vor allem in einer immer komplexer werdenden Welt wichtig, um sichere Entscheidungen treffen und mit Widerständen gelassener umgehen zu können“, sagt Artur Geis von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Günzburg der KJF Soziale Angebote Nordschwaben. Ein gutes Selbstbewusstsein trägt also zur Stressresilienz bei. Eltern können ihre Kinder dabei unterstützen, Selbstsicherheit aufzubauen und ihre Fähigkeiten zu vertrauen.

So können Eltern Selbstbewusstsein fördern:

  • Realistisch spiegeln: Eltern können ihren Kindern dabei helfen, ihre Stärken und Schwächen realistisch einzuschätzen. Für ein gutes Selbstbewusstsein sollten Kinder nicht zu sehr von sich überzeugt sein, sodass sie sich überschätzen und zwangsläufig enttäuscht werden. Gleichzeitig sollten sie auch nicht zu wenig an sich und ihre Fähigkeiten glauben. Spiegeln Eltern ihren Kindern realistisch wider, was sie gut und weniger gut können, erleben Kinder Erfolge und Misserfolge in ausgewogenem Maße und entwickeln eher ein gesundes Selbstbewusstsein.
  • Wahrnehmung anbieten: Eltern neigen dazu, stetig zu bewerten, was ihre Kinder tun – etwa durch Lob oder Kritik. Das passiert meist ganz automatisch. Besser ist es, dem Kind wertfreie Wahrnehmungen anzubieten. Statt „Toll, dass du den Turm so hoch stapeln kannst“ geht auch „Ich merke, dass du dich lange mit Bauklötzen beschäftigst“. Zu viel Lob erschwert es Kindern, einzuschätzen, worin sie objektiv betrachtet gut sind. Zu viel Kritik stärkt dagegen die Stimme im Kopf, die sagt, das Kind könne etwas eh nicht oder sei nicht gut genug.
  • Vielfalt erfahren lassen: Haben Kinder die Möglichkeit, sich in vielen verschiedenen Dingen auszuprobieren, können sie sich selbst gut kennenlernen und Stärken entdecken. Es ist schön, wenn sie im Laufe der Kindheit verschiedenen Hobbies nachgehen und ihre Freizeit vielfältig gestalten können. Eltern sollten dabei aber im Blick behalten, dass die Kinder nicht überlastet sind und von Hobby zu Hobby hetzen.

Unterstützung in Ihrer Nähe
An über 25 Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die Erziehungs-, Jugend- und Familienberaterinnen und -berater der KJF Augsburg bei allen Fragen rund um Erziehung und Familienalltag unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.

KJF Soziale Angebote Nordschwaben
Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Günzburg
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Standort Krumbach: Robert-Steiger-Straße 5, 86381 Krumbach, Telefon: 08282 3936, E-Mail: eb.krumbach@kjf-kjh.de
Zusätzlich kann auch die anonyme Onlineberatung unter www.caritas.de/onlineberatung genutzt werden.
Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Neu-Ulm
Standort Neu-Ulm: Marlene-Dietrich-Straße 3, 89231 Neu-Ulm, Telefon: 0731 76050, E-Mail: eb.neu-ulm@kjf-kjh.de
Standort Illertissen: Ulmer Straße 20, 89257 Illertissen, Telefon: 07303 901810, E-Mail: eb.illertissen@kjf-kjh.de
Zusätzlich kann die anonyme Onlineberatung unter bke-beratung.de genutzt werden.

Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg
Im Regierungsbezirk Schwaben bietet die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) fast flächendeckend Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungen an. Auch im angrenzenden Bezirk Oberbayern sind die Beraterinnen und Berater im Landkreis Weilheim-Schongau präsent. Aktuell sind die Fachberaterinnen und -berater der KJF Augsburg jährlich mit rund 18.000 Personen im direkten Beratungskontakt.
Besondere Beratungen wie Schreibabyberatung oder „Kinder im Blick“-Kurse für Elternteile in Trennung gehören in zahlreichen Landkreisen zum Angebot – über klassische Erziehungsberatung hinaus. In fünf Landkreisen gibt es explizit eine Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Alle Standorte und Ansprechpersonen der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg finden Sie auf der Website der KJF Kinder- und Jugendhilfe.