Auch Frust darf sein

Erziehungsberaterin gibt Eltern Tipps, wie sie die Frustrationstoleranz ihres Kindes stärken können.
Eltern können ihr Kind beim Umgang mit frustrierenden Situationen unterstützen. Foto: Adobe Stock
16. Oktober 2023

Das Kleinkind bekommt keinen Schokoriegel, das Schulkind schreibt eine schlechte Note, der*die Teenager*in verliert das Fußballspiel oder die Worte des Elternteils treffen wiederholt auf taube Ohren: Frust zeigt sich in vielen Situationen des Familienalltags. Er entsteht, wenn innere oder äußere Faktoren uns auf dem Weg zu einem Ziel behindern. „Ein gewisses Maß an Frustration ist im Leben absolut natürlich und notwendig. Kinder müssen jedoch zunächst lernen, wie sie mit dem eigenen Frust gut umgehen. Andernfalls geben sie möglicherweise sofort auf, ziehen sich zurück oder reagieren aggressiv, was das Zusammenleben mit anderen erschwert“, sagt Sabine Grau von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Neu-Ulm, die zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) gehört.

Frustbewältigung üben

Das Gefühl „Frust“ kann vielseitige Auslöser haben. Dass es entsteht, lässt sich nicht vermeiden. Deshalb ist es wichtig, richtig damit umzugehen. Kinder bauen Frustrationstoleranz über die gesamte Kindheit hinweg auf. Wie sie auf frustrierende Situationen reagieren, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie ihrem Charakter und den Einflüssen durch Eltern, Bezugspersonen und Gleichaltrigen. Manchen Kindern fällt es leicht, dieser Emotion zu begegnen. Andere müssen ihren Umgang damit ausgiebiger üben. Eltern können eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Gefühl bei ihren Kindern fördern, sodass sie sich zum Beispiel von Rückschlägen nicht entmutigen lassen und stattdessen weiter versuchen, ihr Ziel zu erreichen. „Eltern können ihren Kindern beim Umgang mit Frust helfen, ihnen beispielsweise alternative Strategien vermitteln und Vorbilder sein“, sagt Sabine Grau. „Eine absichtliche Frustration ist aber nicht nötig – der Alltag gibt genug Möglichkeiten zum Üben. Zu viel vom Gefühl Frust ist für Kinder entmutigend und demotivierend. Daher ist es beispielsweise besser, den Kindern Aufgaben zu übertragen, die zwar eine Herausforderung sind, die sie aber auch schaffen können.“

Tipps für Eltern: Umgang mit Frust stärken

  • Vorbild sein: Kinder orientieren sich an ihren Eltern und schauen sich Reaktionen und Verhalten oftmals ab. Deshalb sollten Eltern vorleben, dass auch sie einmal frustriert sind und zeigen, wie sie damit umgehen. Dabei hilft es, wenn Kinder und auch Eltern sich bewusst sind, dass jeder und jedem etwas schwerfällt und jede*r auch einmal scheitert – Frust also zum Leben dazu gehört.
  • Sich austauschen: In frustrierenden Situationen oder zu einem geeigneten, späteren Zeitpunkt können Eltern ihren Kindern aktiv das Gespräch anbieten. Sie können sie dabei unterstützen, Strategien für den Umgang mit Frust zu finden, zum Beispiel sich auf etwas Positives zu fokussieren oder eine Lösung für die frustrierende Situation zu finden.
  • Frust-Momente üben: Eltern können schon früh beginnen, den Umgang mit Frust in alltäglichen Situationen zu üben. Dafür können sie schon bei Kleinkindern frustrierende Momente – wie das Warten auf etwas – zulassen. Sind die Kinder alt genug, können Eltern ihnen erklären, warum sich bestimmte Wünsche nicht sofort oder überhaupt nicht erfüllen lassen. Auch Spiele, bei denen Kinder zwangsläufig auch einmal verlieren, können die Frustrationstoleranz fördern. Eltern sollten ihren Kindern aber feinfühlig begegnen und diese nicht künstlich und unverhältnismäßig frustrieren.

In Neu-Ulm und Illertissen sowie an über 25 weiteren Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die Erziehungs-, Jugend- und Familienberater*innen der KJF Augsburg bei allen Fragen rund um Erziehung und Familienalltag unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.
 

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