Eltern, lasst das Werten sein!

KJF Erziehungsberaterin Clarissa Zurke über das Selbstbewusstsein von Kindern
(Symbolbild) Zum Beispiel auf dem Spielplatz zeigt sich: Manche Kinder sind selbstbewusster, andere weniger. Beides ist okay, betonen die KJF Erziehungsberaterinnen und -berater. Foto: KJF Augsburg / Carolin Jacklin
12. Juni 2024

Ein Kind balanciert wagemutig über das Klettergerüst. Es weiß, was es kann und vertraut darauf. Ein anderes Kind bleibt auf der sicheren Plattform stehen und traut sich nicht weiterzugehen. Es hat kein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Manche Kinder treten weniger selbstbewusst auf – andere mehr. Das hängt von ihrer Persönlichkeit, den Lebensumständen und Erfahrungen ab und ist überhaupt nicht schlimm, weiß Clarissa Zurke von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Donau-Ries der KJF Soziale Angebote Nordschwaben, die zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) gehört.

Leichter durchs Leben mit Selbstbewusstsein
Vom eigenen Können überzeugt sein, seinen Wert als Mensch kennen und selbstsicher auftreten: All das verstehen wir im alltäglichen Sprachgebrauch unter einem guten Selbstbewusstsein. Selbstbewusstsein entsteht ganz natürlich im guten Miteinander, zum Beispiel durch gute Beziehungserfahrungen und das Beachten von Bedürfnissen in der Familie. „In so einer Umgebung kann ein Kind ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln und hat auch in seinem späteren Leben ein gutes Selbstwertgefühl“, sagt Clarissa Zurke. Menschen, die ihren eigenen Selbstwert kennen, können gelassen durchs Leben gehen – sie müssen weder andere, noch sich selbst abwerten. Diesen Menschen fällt es leichter mit Problemen umzugehen oder sich Fehler einzugestehen. Sie sind neugierig, offen und zuversichtlich, mit Widrigkeiten klarzukommen – selbstbewusst eben.

Eltern können Kinder dabei unterstützen, Selbstsicherheit aufzubauen. Clarissa Zurke rät: „Trauen Sie Ihren Kindern zu, Dinge im Alltag selbstständig zu bewältigen, wie zum Beispiel Schuhe zu binden, Hausaufgaben zu machen oder über einen Baumstamm zu klettern. So machen Kinder die Erfahrung, dass sie diese Dinge schaffen. Und Eltern können sehen, dass ihre Kinder sich gut in der Welt zurechtfinden.“

So können Eltern Selbstbewusstsein fördern:

  • Realistisch spiegeln: Eltern können ihren Kindern dabei helfen, ihre Stärken und Schwächen realistisch einzuschätzen. Für ein gutes Selbstbewusstsein sollten Kinder nicht zu sehr von sich überzeugt sein, sodass sie sich überschätzen und zwangsläufig enttäuscht werden. Gleichzeitig sollten sie auch nicht zu wenig an sich und ihre Fähigkeiten glauben. Spiegeln Eltern ihren Kindern realistisch wider, was sie gut und weniger gut können, erleben Kinder Erfolge und Misserfolge in ausgewogenem Maße und entwickeln eher ein gesundes Selbstbewusstsein.
  • Wahrnehmung anbieten: Eltern neigen dazu, stetig zu bewerten, was ihre Kinder tun – etwa durch Lob oder Kritik. Das passiert meist ganz automatisch. Besser ist es, dem Kind wertfreie Wahrnehmungen anzubieten. Statt „Toll, dass du den Turm so hoch stapeln kannst“, geht auch „Ich merke, dass du dich lange mit Bauklötzen beschäftigst“. Zu viel Lob erschwert es Kindern, einzuschätzen, worin sie objektiv betrachtet gut sind. Zu viel Kritik stärkt dagegen die Idee, das Kind könne etwas eh nicht oder sei nicht gut genug. Wer möchte schon ständig eine bewertende oder kommentierende Stimme im Hintergrund haben?
  • Vielfalt erfahren lassen: Haben Kinder die Möglichkeit, sich in vielen verschiedenen Dingen auszuprobieren, können sie sich selbst gut kennenlernen und Stärken entdecken. Es ist schön, wenn sie im Laufe der Kindheit verschiedenen Hobbies nachgehen und ihre Freizeit vielfältig gestalten können. Eltern sollten dabei aber im Blick behalten, dass die Kinder nicht überlastet sind und von Hobby zu Hobby hetzen.

Unterstützung in Ihrer Nähe
In Donauwörth und Nördlingen sowie an über 25 Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die Erziehungs-, Jugend- und Familienberaterinnen und -berater der KJF Augsburg bei allen Fragen rund um Erziehung und Familienalltag unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.

KJF Soziale Angebote Nordschwaben
Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Landkreis Donau-Ries
Standort Donauwörth: Äbtissin-Gunderada-Straße 3, 86609 Donauwörth
Standort Nördlingen: Bürggasse 11, 86720 Nördlingen
Kontakt für beide Standorte: Telefon: 0906 746600, E-Mail: eb.donauries@kjf-kjh.de
Zusätzlich kann die anonyme Onlineberatung unter www.caritas.de/onlineberatung genutzt werden.

Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg
Im Regierungsbezirk Schwaben bietet die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) fast flächendeckend Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungen an. Auch im angrenzenden Bezirk Oberbayern sind die Beraterinnen und Berater im Landkreis Weilheim-Schongau präsent. Aktuell sind die Fachberaterinnen und -berater der KJF Augsburg jährlich mit rund 18.000 Personen im direkten Beratungskontakt.
Besondere Beratungen wie Schreibabyberatung oder „Kinder im Blick“-Kurse für Elternteile in Trennung gehören in zahlreichen Landkreisen zum Angebot – über klassische Erziehungsberatung hinaus. In fünf Landkreisen gibt es explizit eine Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Alle Standorte und Ansprechpersonen der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg finden Sie auf der Website der KJF Kinder- und Jugendhilfe.