Mein Kind kommt in die Kita: Wie Eltern den Start feinfühlig begleiten

Tipps von Erziehungsberaterinnen Martina Kokorsch und Elisabeth Frank-Keller zum Übergang in Krippe oder Kindergarten
Symbolbild) Der Start der Kita-Zeit birgt für Kinder große Veränderungen – versüßt durch neue Spielkamerad*innen. Foto: KJF Augsburg / Carolin Jacklin
6. August 2024

Wenn das Kind in die Krippe oder den Kindergarten kommt, ist das sehr aufregend und eine große Umstellung für die ganze Familie. Für das Kind geht der neue Lebensabschnitt mit einer Veränderung der eigenen Identität und der Rollen innerhalb der Familie einher. Auch starke Emotionen kommen auf. Was können Eltern tun, um ihr Kind zu unterstützen?

„Es kann durchaus einige Zeit dauern, bis sich das Kind in der neuen Betreuungssituation eingefunden hat und sich wohlfühlt. Seien Sie sich dem bewusst und nehmen Sie sich Zeit“, rät Martina Kokorsch von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Kaufbeuren-Ostallgäu der KJF Soziale Angebote Ostallgäu-Oberland, die zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) gehört. Eltern sollten ihr Kind nach Absprache mit der Fachkraft anfangs in die Gruppe begleiten und die tägliche Aufenthaltsdauer des Kindes vor Ort langsam steigern – auch wenn es von Anfang an gut läuft. „Die schrittweise Eingewöhnung vermeidet Überforderung und unterstützt das Kind dabei, im eigenen Tempo Vertrauen zu den neuen Bezugspersonen vor Ort aufzubauen. Die Person, die das Kind begleitet – ob Mutter, Vater, Oma oder Opa – sollte präsent sein, sich aber zurücknehmen und beispielsweise nicht aktiv am Spielen teilnehmen, sodass das Kind die sichere Basis spürt und gleichzeitig frei für neue Kontakte ist“, erklärt die Erziehungsberaterin.

„Wir sprechen von einem bedeutenden Übergang, wenn Kinder in die Kita wechseln. Und da wäre eine Brücke gut“, sagt Elisabeth Frank-Keller von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Ostallgäu der KJF Soziale Angebote Ostallgäu-Oberland. „Sich an eine neue Lebenssituation anzupassen bedarf der Unterstützung durch die Eltern. Kinder müssen die Fähigkeit, die Pläne anderer Menschen zu verstehen, erst entwickeln. Kindergartenkinder können den Tag noch nicht überblicken. Sie können noch nicht verstehen, dass es jetzt Zeit ist, aufzubrechen um pünktlich zur Morgenrunde da zu sein. Sie leben im Hier und Jetzt. Erwachsene bauen Brücken, indem sie die Kinder vorbereiten: jetzt das und dann das. Zuhause ist es so und in der Kita anders. Hier machen wir es so und dort so.“

So können Eltern ihrem Kind bei der Kita-Eingewöhnung helfen

  • Vorfreude wecken: Nähren Sie mit Hilfe von Bilderbüchern zum Thema, positiven Schilderungen und Spaziergängen an der Kita vorbei schon vorab die Freude des Kindes auf die Veränderung. Auch gemeinsame Vorbereitungen wie Brotzeitdose, Rucksack und Hausschuhe auszusuchen, können die Vorfreude steigern.
  • Vertrautes mitnehmen: Ein vertrauter Gegenstand von zu Hause, etwa ein Kuscheltier, kann dem Kind Geborgenheit und Sicherheit in der neuen Situation bieten.
  • Festen Ablauf einführen: Lassen Sie das Kind anfangs täglich um die gleiche Zeit und mit der gleichen Person in die Kita gehen. Gut ist es auch, wenn der Morgen mit Aufwachen und Fertigmachen immer ähnlich abläuft. So gibt es etwas Gleichbleibendes zwischen den vielen Neuerungen. Versuchen Sie auch – so gut es geht – zusätzliche Veränderungen in der Übergangszeit zu vermeiden. Stehen parallel weitere Neuerungen an, kann es passieren, dass diese das Kind überfordern.
  • Abschiedsritual überlegen: Wenn es an den Abschied vor Ort geht, hilft ebenfalls ein täglich gleiches, kleines Ritual, das dem Kind Orientierung bietet und allen Beteiligten bei der Bewältigung der neuen Situation hilft. Dieses Ritual können Sie gemeinsam mit Ihrem Kind überlegen und so die Vertrauensbasis stärken.
  • Sicherheit ausstrahlen: Auch für Eltern ist die Trennungssituation oft mit Ängsten und Sorgen verbunden. Umso wichtiger ist es, dass Sie besonders bei der Verabschiedung dem Kind gegenüber Sicherheit ausstrahlen und Ihren eigenen Trennungsschmerz bewältigen. Fällt es auch schwer: eine begrenzte Verabschiedung ist gut. Seien Sie im Gespräch mit den Fachkräften, um Ihr Kind in sicheren Händen zu wissen.
  • Emotionen begleiten: Unterstützen Sie Ihr Kind bei der Regulation aufkommender Gefühle und halten Sie diese aus – auch wenn es mal laut oder tränenreich wird. Lassen Sie die Gefühle des Kindes zu und trösten Sie.
  • Eindrücke verarbeiten lassen: Nach dem Kindergartenbesuch brauchen Kinder meist Zeit, um Erlebtes zu verarbeiten. Gestalten Sie den Rest des Tages vor allem in der Anfangszeit daher eher ruhig.

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