Elterntrennung. Kinderleid?

KJF Erziehungsberater Astrid Schmid und Joachim Marin über häufige negative Gefühle von Kindern bei einer Trennung der Eltern
Symbolbild: Wenn Eltern sich trennen, reagieren Kinder manchmal anders, als Erwachsene es erwarten. Foto: KJF Augsburg / Carolin Jacklin
18. April 2024

Wenn Mama und Papa sich trennen, werden manche Kinder betrübt, andere verunsichert oder still, und wieder andere wütend. „All diese Reaktionen sind verständlich und normal“, betont Astrid Schmid von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Augsburg, die zur Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) gehört. „Vermutlich geht es Ihnen als Eltern ähnlich. Trösten Sie Ihr Kind und seien Sie für es da“, rät ihr Kollege Joachim Marin. Eltern möchten ihre Kinder gut durch eine Trennung begleiten und negative Gefühle abschwächen. Astrid Schmid und Joachim Marin geben Eltern Tipps zu den häufigsten negativen Gefühlen, die Kinder bei einer Trennung haben:

  • Scham: Kindern ist oft nicht bewusst, wie häufig Trennungen vorkommen. Sie denken dann, sie seien die Einzigen, deren Eltern nicht mehr zusammen sind. Sie schämen sich dafür und sprechen es in der Schule oder im Freundeskreis nicht an. Zu merken, dass sie nicht alleine sind, entlastet sie sehr. Die KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Augsburg bietet Kindergruppen* an, in denen sich Mädchen und Jungen austauschen können, deren Eltern sich getrennt haben. „Wir zeigen es den Kindern bildlich: Ein ganzes Fußballfeld voller anderer Kinder hat auch getrennte Eltern. Das beeindruckt die Jungen und Mädchen immer. Das hätten sie nicht gedacht“, berichtet Astrid Schmid. Über den Austausch mit Gleichgesinnten wird das Schamgefühl zu etwas Besserem: dem Gefühl, verstanden zu werden.
  • Verlustangst: Viele Kinder fragen sich insgeheim: Verlassen Mama oder Papa mich auch, wenn wir uns streiten? Dieser Verlustangst lässt sich vorbeugen, indem Eltern ihrem Kind klar machen, dass Beziehungen zwischen Erwachsenen manchmal auseinandergehen, aber Eltern-Kind-Beziehungen nicht zerbrechen – auch wenn man sich mal streitet. „Eltern sollten ihrem Kind sagen und zeigen, dass sie es genauso lieb haben wie vor der Trennung. All das vermittelt dem Kind Sicherheit und Zuwendung“, betont Joachim Marin.
  • Schuld: Kinder suchen oft die Schuld für die Trennung bei sich. Versichern Sie deshalb Ihrem Kind, dass die Trennung und Ihre eigenen, damit zusammenhängenden Gefühle nichts mit ihm zu tun haben, sondern allein in der Verantwortung der Eltern liegen. Das hilft Ihrem Kind, die Situation und Ihr Verhalten als Eltern besser einzuordnen. „Reden Sie die Situation nicht schön und erfinden Sie keine Notlügen – die meisten Kinder merken ohnehin, wenn die Gefühle der Eltern nicht zu dem passen, was sie sagen“, so Astrid Schmid. „Vermeiden Sie es aber, Ihr Kind mit eigenen Sorgen zu belasten. Sprechen Sie mit Ihrem Kind nicht ausführlich über finanzielle Probleme, starke negative Gefühle, wie Wut und Hass oder Partnerschaftsprobleme, die aus Ihrer Sicht zur Trennung geführt haben“, ergänzt Joachim Marin.
  • Hilflosigkeit: Es kann passieren, dass sich das Kind als hilfloser Spielball der Eltern sieht. Dagegen hilft, wenn Eltern ihr Kind je nach Alter an kleinen Entscheidungen beteiligen. Wichtig ist, dass beide Eltern den Rahmen stecken und das Kind sich nicht zwischen Mutter und Vater entscheiden muss. Astrid Schmid schlägt vor: „Sie können das Kind zum Beispiel mitreden lassen, an welchem Wochentag und wo das Treffen mit dem anderen Elternteil stattfindet oder wer hinbringt und abholt.“

An über 25 Orten in Schwaben, im Allgäu und im Bayerischen Oberland helfen die Erziehungs-, Jugend- und Familienberaterinnen und -berater der KJF Augsburg bei allen Fragen rund um Erziehung und Familienalltag unkompliziert und kostenfrei weiter. Sie unterliegen der Schweigepflicht.

*Infos zu Kindergruppen der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Augsburg: Die nächsten Kindergruppen finden in Diedorf am 16. Mai 2024 für 12- bis 14-jährige Mädchen und in Augsburg am 19. Juni 2024 für acht- bis zehnjährige Mädchen und Jungen statt. Weitere Infos gibt es in unserer News-Meldung.

Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg
Im Regierungsbezirk Schwaben bietet die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg) fast flächendeckend Erziehungs-, Jugend- und Familienberatungen an. Auch im angrenzenden Bezirk Oberbayern sind die Beraterinnen und Berater im Landkreis Weilheim-Schongau präsent. Aktuell sind die Fachberaterinnen und -berater der KJF Augsburg jährlich mit rund 18.000 Personen im direkten Beratungskontakt.
Besondere Beratungen wie Schreibabyberatung oder „Kinder im Blick“-Kurse für Elternteile in Trennung gehören in zahlreichen Landkreisen zum Angebot – über klassische Erziehungsberatung hinaus. In fünf Landkreisen gibt es explizit eine Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Alle Standorte und Ansprechpersonen der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der KJF Augsburg finden Sie auf der Website der KJF Kinder- und Jugendhilfe.